Katholische Pfarrei
St. Georg

Kongregationssaal

kongregsaal full Der Kongregationssaal wurde in einem 1672 begonnenen südlichen Fortsetzungsflügel des Osttraktes nach Plänen von 1631 eingerichtet, durch zwei Geschosse reichend und die ganze Traktbreite einnehmend. Er war der Versammlungsraum für die 1626 von den Jesuiten gegründe­te Marianische Kongregation unter dem Patrozinium Mariä Verkündi­gung. Die 9 Fenster­achsen an den Längs­seiten des Rechteck­raumes sind mit ihren Oberlicht-Oculi (Rund­fenstern) auch für den Außen­bau charakteristisch.

Die einzigartige Innenausstattung stammt hauptsächlich aus zwei Zeitabschnitten, der Erbauungszeit (mit Ergänzungen um 1700) und der Rokokozeit. Von der Erstausstattung, die der damals noch junge Frater Johannes entworfen hatte, sind erhalten die prächtige Holzdecke (1676/77, wohl Kiefer) mit dem runden Mittelbild der Verkündigung (von einem noch unbekannten, aber tüchtigen Meister, gestiftet von Präses Johannes Rapp), die streng lineare Kanzel mit dem Erzengel Michael auf dem Schalldeckel und einem Gemälde des Guten Hirten (letzteres aus der 2. Hälfte des 19. Jh.), die Orgelempore, die Holzportale und ein zweiteiliger Schaukasten.

Auch einen Entwurf für eine dann doch nicht ausgeführte Stuckierung der Fensterwände hat Fr. Johannes geliefert. Um 1700 wurden die 6 vorderen Gemälde von Joh. Kaspar Sing angeschafft: Geburt Mariä, Darstellung im Tempel, Vermählung, Verkündigung, Heimsuchung sowie die Immaculata als zweite Eva. Der Kanzel gegenüber ein Bild der Sieben Zufluchten über den Armen Seelen im Fegfeuer. Die rückwärtigen 6 Wandbilder mit Darstellungen aus dem Leben des hl. Aloisius, wohl von Georg Andreas Zeller und aus der gleichen Zeit.

Aus Augsburg wurden 5 kostbare und höchst qualitätvolle Silberfiguren auf Postamenten bestellt: die Immaculata als Gottesmutter, hl. Anna, Joachim, Joseph und Johannes Evangelist. Die Figuren tragen neben dem Augsburger Beschauzeichen die Meistermarke HM im Ovalfeld, die zweifelsfrei von Heinrich Mannlich herrührt, der 1698 gestorben ist (Seling Nr. 1613); der Stil der Figuren verweist aber auf eine Mitarbeit von dessen Sohn Johann Heinrich Mannlich.

Von der Zweitausstattung des Rokoko - notwendig geworden nach den Demolierungen des Österreichischen Erbfolgekrieges 1742/43, in dem der Saal als Lazarett zweckentfremdet wurde - ist die Altarwand geprägt, wenngleich das Altarbild Mariä Himmelfahrt noch von Gaspar de Grayer stammt (1672 aus dessen Nachlass erworben). Dieses außerordentlich schöne Bild wird umgeben von dem nicht minder schönen Ensemble des Rokoko-Altares mit den Oratoriengittern. In überschäumender Bewegungsfreude hat der Amberger Altarschreiner Leonhard Bacher dem Holz Formen entlockt, die ein Aufstreben aus irdischer Schwere zur gewölkhaften Leichtigkeit des Himmels ausdrücken und somit eine geniale Rahmung für das Thema des Himmelfahrtsbildes abgeben. Unterstützt wurde diese Absicht noch vom Faßmaler Georg Andreas Zellner aus Furth i. Wald, dessen pastos-leichte Marmorfassung, verbunden mit unaufdringlich dezenter Vergoldung, 1953/54 unter späterer Übermalung wieder hervorgeholt werden konnte.

Dr. Sixtus Lampl