Bischof muss beichten
Bürgermeister nehmen Rudolf Voderholzer zur Kindergartenfinanzierung ins Gebet
In der Hauskapelle des Landrats stellten sie sich noch scherzhaft als die "Heiligen des Landkreises" vor. Doch so heilig gaben sich die Bürgermeister des Dekanats Amberg-Ensdorf am Mittwoch beim Besuch des Bischofs im Landratsamt nicht. Sie nutzten die Chance, Rudolf Voderholzer zur eingeschränkten Kindergartenfinanzierung der Diözesen auf den Zahn zu fühlen.
Amberg-Sulzbach. Dabei war es der Oberhirte aus Regensburg selbst gewesen, der dafür gewissermaßen die Steilvorlage geliefert hatte, indem er das Thema Kindergärten anschnitt. "Vielleicht traut sich keiner", darauf einzusteigen, griff Landrat Richard Reisinger den Ball zunächst vorsichtig auf, um ihn aber offensiv an die Bürgermeister von Kümmersbruck, Ebermannsdorf, Ensdorf, Rieden, Schmidmühlen, Hohenburg, Kastl und Ursensollen weiterzuspielen.
"Großes Unverständnis"
Direkt angesprochen, schilderte Stefan Braun aus Kastl, dass in seiner Gemeinde die Diözese Eichstätt die zumindest mündlich zugesagte Förderung für die dringend nötige Kindergartensanierung gestrichen hat (AZ berichtete). Das habe bei den Bürgern zu "großem Unverständnis" und "auch in der Kirchengemeinde zu heftigen Reaktionen geführt".
Der Bischof fing mit seiner Erklärung bei den Finanzen der katholischen Bistümer an und sprach zunächst von einer "paradoxen Situation". Trotz einer steigenden Zahl von Kirchenaustritten seien aufgrund der guten allgemeinen Wirtschaftslage die Steuereinnahmen noch nicht gesunken. "Andererseits müssen wir auch an die Zukunft denken", prognostizierte Voderholzer, dass die gegenwärtige Lage nicht ewig so bleiben wird.
Hinzu komme, dass aufgrund der europaweiten Niedrigzinspolitik die Einkünfte aus Stiftungsvermögen nahezu völlig eingebrochen sind. "Wir können nicht mal kompensieren, was den Pfarreien durch Zinseinnahmen verloren gegangen ist", schilderte der Regensburger Oberhirte. Außerdem lenkte er den Blick auf die demografische Entwicklung, die im Auge zu behalten sei - auch, was zum Beispiel das Personal der Kindergärten anbelangt. Weitere Stellen sollten nicht aufgebaut werden - "wir arbeiten hier bereits sehr riskant, was unsere finanziellen Möglichkeiten betrifft", meinte der Bischof. Und noch deutlicher mit Blick auf die Zukunft: "Wir dürfen nicht investieren in Bereiche, die uns finanziell binden." Auch die Situation, dass die Angestellten der Kindergärten der Konfession ihres Arbeitgebers angehören müssen, sei im Angesicht schwindender Bevölkerungs- und Katholikenzahlen eine Schwierigkeit. Außerdem nehme der Wettbewerb ums Personal mit anderen Trägern zu, seien Leute schwerer zu finden.
Von Rückzug keine Rede
"Wir wollen uns nicht zurückziehen", stellte der Bischof klar, um dennoch einzuschränken: "Aber im Hinblick auf knapper werdende Ressourcen müssen wir uns überlegen, was können wir auf Dauer an Engagement an uns binden, und wo müssen wir sanfter tun." Auch die Gesetzeslage rund ums Thema mit dem entsprechenden Aufwand für die Pfarreien als Träger werde immer komplexer. Viele würden hier "an ihre Grenzen stoßen". Obendrein hätten die Geistlichen mit der Seelsorge auch noch "was anderes zu tun, als nur verwalten". Der Bischof bat um Verständnis, dass die Diözesen ihre Aufgaben aufs "Machbare und Leistbare" zurückschrauben müssten.
"Wir können es nicht verantworten, zu expandieren", sagte er noch einmal und betonte, dass dies kein Rückzug aus der Kindergarten-Trägerschaft und -Finanzierung sei. Im Gegenteil habe die Kirche ja auch einen Sendungsauftrag und würde zum Beispiel in Bereichen, wo sich keine katholischen Kitas befinden, solche aufbauen bzw. übernehmen wollen (zum Beispiel im südlichen Straubing). Schließlich sollten diese Einrichtungen für die Eltern "in zumutbarer Entfernung sein", weshalb die Kirche bei ihren Entscheidungen auch auf das Umfeld achte. Für Rudolf Voderholzer war das gegenüber den Bürgermeistern der beste Beweis, "dass von einem Rückzug keine Rede sein kann".
Text: Thomas Amann