Katholische Pfarrei
St. Georg
St. Sebastian an der Sebastianstrasse
Auf einer sanften Anhöhe stellt die St. Sebastianskirche ein kleineres und nicht so hoch ragendes Pendant zu der östlich Ambergs aufragenden Maria-Hilf-Kirche dar. Eine steinerne Widmungstafel über dem südlichen Kirchenportal belehrt, daß an der gleichen Stelle schon ein Vorgängergotteshaus zu Ehren des hl. Sebastian stand, aber im Zuge der Reformation auf Befehl des Pfalzgrafen Friedrich abgebrochen wurde. Aus dem Patrozinium des Pestpatrons St. Sebastian ist zu schließen, daß sich an dieser Stelle ein alter Pestfriedhof befunden hatte.
Die vorausgehende Pestkirche stammt von 1473, da "uff Donnerstag nach Bartholomei 1473... der neuerhobenen CapelIen zu St. Sebastian" die Kirchenpflegschaft bestellt wurde. 1556 hatte Kurfürst Ottheinrich die Demolierung aller Kapellen befohlen, woraufhin 1557 die drei Altäre und das Dach abgebrochen und die Mauern bis 1566 als Steingewinnungsmaterial für die neue Friedhofsmauer bei Katharina zweckentfremdet wurden.
Durch die ungewöhnliche Tatkraft des Amberger Schusters Haider, dessen Sohn Hans Georg Haider in Rom studiert und dort über die Freundschalt eines Kurienkardinals zwei vollkommene Ablässe für den Wiederaufbau der zerstörten Kirche erwirkt hatte, wurde die Sebastianskirche 1710 auf den alten Fundamentmauern wiederaufgebaut. Vater Haider stieß mit seiner Initiative bei allen Stellen auf Widerstand, er ließ sich jedoch nicht vertrösten, sondern legte selbst die Fundamente der alten Kirche wieder frei, richtete den Bauplatz her und zog durch die Lande, um mit seiner Ablaßzusage Geld für die Finanzierung zu erbetteln. Nachdem er auch 76 Fuder Steine herbeigefahren hatte, übernahm endlich Samuel Balthasar Hetzendorfer als Mitglied des inneren Rates die Bauangelegenheit von St. Sebastian.
Wegen der Wiederverwendung der gotischen Altarhausfundamente sind auch die Altarhauswände der barocken Neubaukirche in dem gotischen Dreiseitschluß geformt. Über dem Langhaus ist eine korbbogige Decke, die Rahmenstuck trägt, an der Holzkonstruktion des Dachstuhls befestigt. Östlich vor dem Dreiseitschluß wurde der mächtige Quaderturm auf quadratischem Grundriß errichtet. Im Inneren hat 1715 Bernhard Eham aus Landshut den Stuckmarmorhochaltar in roten festlichen Farben aufgeführt. 1722 fertigte Schreinermeister Eder die Seitenaltäre an den Chorbogen und das Gestühl.
Der linke Seitenaltar enthält als Altarblatt das Bild des zweiten Pestpatrons St. Rochus, der rechte das Altarblatt des Todes des hl. Franz Xaver, da ja auch diese Kirche unter jesuitischer Oberleitung stand. Die beiden Auszugbilder führen das Herz Jesu und das Herz Mariens vor Augen. Der Hochaltar zeigt in seinem Mittelfeld die Abnahme des toten Sebastian vom Baumstrunk durch Irene, eine Komposition, die ähnlich einer Kreuzabnahme aufgebaut ist; im Auszugsbild die drei göttlichen Personen der Dreifaltigkeit. Das Hochaltarblatt wurde von Anton Richter gemalt.
1740 fertigten der Schreinermeister Bacher und der Bildschnitzer Johann Peter Hirsch die prächtige Kanzel, welche am Schalldeckel die Figur des Guten Hirten und am Kanzelkorb Flachreliefs der Schafherde als Symbol der Gläubigen enthält.
1753 wurde im mittleren Joch der nördlichen Langhauswand eine halbrund schließende Seitenkapelle als "Wieskapelle" angebaut. Im Apsisrund ist Christus am Kreuz samt den beiden Assistenzfiguren Maria und Johannes in bewegten Barockschnitzwerken dargestellt, auf der Altarmensa steht in einem neuerworbenen Rokokoschrein eine ebenfalls bei der letzten Renovierung angekaufte Rokokofigur des Heilands an der Geißelsäule "Wiesheiland". Unter der ltarmensa ist eine Nische für Christus im Grab vorgesehen. Aus der ehemaligen Fensteröffnung wurde das Glas entfernt, eine Figur des Auferstandenen hineingestellt und mit Rocaillestuck umgeben. Dieser Stuck gleicht dem in den vier Seitenkapellen der St. Georgs Pfarrkirche und dürfte damit ebenfalls von Franz Anton Landes ausgeführt worden sein. Der Anbau der Wieskapelle ist also nicht nur formgeschichtlich von der Georgskirche und ihren Seitenkapellen angeregt, sondern ebenso von der hohen Theologie, welche durch die Lehrtätigkeit der Jesuiten in das Volk verbreitet wurde und welche zeigt, daß Leiden und Tod nicht das Ende sind, sondern durch die Auferstehung Christi ihre bedrohende Macht verloren haben: Der Kapellenraum des Leidens Christi, der nur durch wenige Rundfenster mäßig erhellt ist, liegt im Dunkel, auf den Auferstandenen hingegen wird durch die Südfenster der Kirche der Lichtglanz konzentriert.
Dr. Sixtus Lampl
Sebastianswoche
Das Fest des Hl. Sebastian feiert die Kirche am 20. Januar. In Amberg ist dies Anlass für eine ganze Festwoche. Täglich werden in der Sebastianswoche zwei Hl. Messen und eine Andacht gefeiert. Für die Gestaltung sind reihum die Amberger Pfarreien zuständig (einschl. St. Antonius Kümmersbruck sind es gerade sieben). Dabei wird auch nach der Melodie "Nun danket all und bringet Ehr" das Sebastianslied gesungen:
Sebastian zur Ehr.
Am heutgen Tag wir preisen ihn;
sein Beispiel schauen wir.
2. Sebastian ist Zeuge uns,
daß Du bist Herr und Gott.
Er hat sich ganz zu Dir bekannt,
trotz Leiden, Haß und Not.
3. Voll Hoffnung auf Dein Leben, Herr,
gab er sein eign'nes hin.
Er gab sich ganz in Deine Hand.
Herr, schenk uns seinen Sinn.
mit Mut und auch mit Kraft;
gib Deinen Geist uns immer mehr,
der neues Leben schafft.
5. Bereite uns 're Herzen, Herr,
für das, was Du uns sagst.
Dir wollen wir geöffnet sein,
da Du es mit uns wagst.
6. Der heilige Sebastian
ist unser Schutzpatron.
Gemeinde, die dem Herrn vertraut
sei seines Lebens Lohn.