Katholische Pfarrei
St. Georg

St. Katharina an der Katharinenfriedhofstraße

Katharina 01Die Baugeschichte dieser ursprünglich gotischen, in der Barockzeit veränderten Kirche ist relativ unbekannt. Am 8. September 1413 bestätigte der päpstliche Legat Konrad D. Susato dem Philip Reich, Bürger zu Amberg, die Stiftungen, welche zu der von seinem Vater Wolfhart Reich neu errichteten Kapelle der hl. Katharina gemacht wurden. Da Wolfhart Reich 1382 verstorben ist, muß die Erbauung der Kirche vor das Jahr 1382 datiert werden. 1387 ist bereits eine Ewigmeßstiftung an der Katharinenkapelle bezeugt, welche als Kapelle des Frauensiechenhauses bestimmt war (bis ins 16. Jh. gab es in Amberg getrennte Männer- und Frauensiechenhäuser). Das ins 14. Jh. zurückgehende Gebäude des Leprosen- und späteren Armenhauses steht noch heute ca. 100 m östlich der Kirche. Im Westen schließt sich an die Kirche unmittelbar der Bau des ehemaligen Spitals an.

Das Langhaus mit einer barocken Flachdecke über einer Hohlkehle wird durch einen Chorbogen von dem schmäleren, in drei Seiten schließenden Altarhaus mit gotischem Rippengewölbe abgesondert. Im Chorbereich sind außen Strebepfeiler zu erkennen, im Langhausbereich die im Barock gerundeten Fenster. Über dem First erhebt sich ein überkuppelter Laternendachreiter.

 

Katharina 02Nach der barocken Umgestaltung im 18. Jh., von der noch die geschnitzten Stuhlwangen und das herrliche Rokoko-Orgelgehäuse aus der Werkstätte der Gebrüder Funtsch herrühren, wurde die Kirche in der 2. Hälfte des 19. Jh. besonders im Bereich des Altarhauses regotisiert: Ein neuer Retabelaufbau mit Fialen und Kreuzblumen enthält über dem Tabernakel eine dreiteilige Figurennische, wobei die größere Mittelnische der Kirchenpatronin St. Katharina vorbehalten ist. Ihre Schnitzfigur, ein opulentes Werk der Spätgotik, wurde aus einer nahen Wegkapelle hierher transferiert und die zum Altar gehörige nazarenische Katharinenfigur im Austausch in die Wegkapelle gebracht (dort aber bald danach gestohlen).

In den beiden mit Baldachinen überkrönten Seitennischen stehen Figuren der beiden Heiligen Barbara und Margareta: Hier sind also die "heiligen drei Madeln" vereint. Einen mystischen Charakter verleihen dem Altarhaus die bunten Glasgemälde, 1899 gestiftet. Eines der Glasfenster in der nördlichen Wand unterscheidet sich allerdings in Stil und Feinheit der Ausarbeitung von den übrigen. Es zeigt die Verkündigung an Maria, und dürfte älter sein.

Ein höchst wertvolles Stück stellt die gotische Madonna mit dem Jesuskind über der Mondsichel dar, deren Stilmerkmale auf die Entstehungszeit Ende des 15. Jh. verweisen. Das Altarblatt mit dem Martyrium der hl. Katharina vom barocken Vorgängerhochaltar hängt derzeit an der südlichen Langhauswand. Es ist bezeichnet "inven. et pinx. SchöpI 1766"; da ein solcher Malername nicht bekannt ist, geht die Vermutung auf den Namen Schöpp oder Schöpf, der ja auch der Meister des Hochaltarbildes von St. Georg ist.

Vor gotischer Bauplastik finden sich über dem Altarhaus zwei Schlußsteine mit dem Lamm Gottes und dem Antlitz Jesu, an der nordwestlichen Außenseite an einem Strebepfeiler das Stifterwappen des Wolfhart Reich (zwei springende Hirschen) und ein wohl ein Äffchen darstellendes apotropäisches Wesen am Traufansatz der nordöstlichen Langhausecke.

Der Funktion einer Friedhofskirche entsprechend finden sich auch zahlreiche Grabsteine, deren interessantester das "Hartung"-Epitaph von 1654 in der südlichen Vorhalle darstellt; aber auch weitere zahlreiche Grabdenkmäler erinnern an prominente Verstorbene des Friedhofs, darunter zwei Benediktineräbte, welche nach der Säkularisation ihr Lebensende in Amberg verbracht haben.

Dr. Sixtus Lampl