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Krippenausstellung im Stadtmuseum Amberg vorerst nur digital

Krippen gehören zu Weihnachten wie der Christbaum und der Adventskranz. Sehenswerte Exemplare stellen die Krippenfreunde derzeit im Stadtmuseum Amberg aus. Aber: Momentan können wegen Corona die Exponate nur virtuell bewundert werden.

Normalerweise lockt die Krippenausstellung, die die Krippenfreunde im Fünf-Jahres-Turnus im Stadtmuseum aufbauen, stets zahlreiche Besuchern an. Heuer ist die Ausstellung zwar aufgebaut, bliebt wegen Corona aber verwaist. Vorerst. Denn das Museum ist auf jeden Fall bis Sonntag, 10. Januar, geschlossen. Weil die Leute nicht zu den Krippen kommen dürfen, bringen Museumsleiterin Julia Riß und ihr Team die Krippen zu den Menschen - auf virtuellem Weg. Enorm viel Mühe gegeben haben sich die Krippenbauer und -besitzer, um ihre Prachtstücke aufzubauen. Vier Wochen dauerte es, zumal die Krippenbesitzer ihre Exponate einzeln aufgebaut hatten, um wegen Corona untereinander keinen Kontakt zu haben, wie Vereinsvorsitzender Reinhard Heldmann erklärt. Die Liebe zum Detail ist in jedem Schaukasten erkennbar.

Im XXL-Format
Mächtig viel Arbeit hatte Christoph Hofherr, um seine Krippenlandschaft im XXL-Format einzurichten. Zu sehen ist das dörfliche Leben in Südbayern in all seinen Facetten. Laut Heldmann sind alle Figuren aus gebrannten und bemalten Ton und über 100 Jahre alt. "Dafür musste für jede Figur eine Tongießform angefertigt werden." In den Besitz dieser riesigen Krippenszenerie war Hofherr durch einen Erbfall gekommen. Sowohl Riß als auch Heldmann freuen sich über die Erstaufstellung dieser Krippenlandschaft nach ihrer Restaurierung. Wobei: Aufgebaut wurden nur zwei Drittel der Figuren. "Eine Rarität", urteilt Heldmann über dieses Exponat. Dass allerdings Krippen raumfüllend sein können, sei gar nicht so ungewöhnlich. "Vor allem im Alpenraum wurden ganze Zimmer als Krippe eingerichtet", sagt der Vorsitzende der Krippenfreunde Amberg.

Krippendarstellungen können sehr vielfältig sein, wie ein Rundgang durch die Ausstellung im Museum beweist. Manche sind alpenländisch, andere im orientalischen Stil. Wiederum andere sind total modern. Eine Darstellung verlegt die Heilige Nacht ins Hochalpine: Jesus wird auf 3000 Metern Höhe geboren.Aufgestellt sind extravagante Krippen wie eine, die die politische Lage der Flüchtlinge thematisiert. "Eine zeitgenössische Krippe mit Migranten", erklärt Heldmann und erläutert das Material der Figuren: auf Pappe aufgeklebte Zeitungsausschnitte. Eine Guckkrippe hat Bertold Bernreuter beigesteuert: Frauen an der Schneekrippe. Ein altes Handwerk beherrscht Hans Zangl noch: Er schnitzt seine Figuren selber. Wäre das Museum nicht geschlossen, hätte er diese Kunst den Besuchern live vorgeführt, so Riß. Großes Augenmerk legen die Krippenfreunde auch in der natürlichen Ausgestaltung der Szenen. Verwendet wird feiner Sand, frisches Moos oder Baumrinde. Die Naturmaterialien lassen so die Wälder ringsum von Krippen real erscheinen.

Licht spielt eine große Rolle
Museumsleiterin Julia Riß hat durch den Aufbau der Krippenfreunde eines gelernt: "Licht ist eine wichtige Komponente." Ein Mini-Scheinwerfer, versteckt unter einem Stein, ist auf die Heilige Familie gerichtet, das fahle Licht einer Laterne sorgt für eine gelungene Inszenierung. Faszinierend findet es Riß zudem, dass immer Bewegung in den Krippen ist, sie nicht nur aus statischen Motiven bestehen. Platzieren die Krippenbauer ihre Figuren neu, ändert sich die Optik. Krippendarstellungen in Amberg gibt es seit dem 17. Jahrhundert, so Julia Riß. Waren sie zunächst vornehmlich in Kirchen, so setzten sie sich im 19. Jahrhundert auch im häuslichen Bereich durch.

Wertvolle Figuren sind in einer Krippe von Willi Herdegen zu sehen, eine aus Styrodur, einem Material, das zur Baudämmung verwendet wird, zeigt Hilde Vitzthum. Adelheid Günwald besitzt ein seltenes Exemplar: eine Musikantenkrippe aus dem Erzgebirge, die aus den 1950-er Jahren stammt. Wunderschön auch die drehbare Wurzelkrippe mit Zirbelholz-Figuren aus Südtirol, die Uli Reindl, Vorsitzender der Schnaittenbacher Krippenfreunde zur Ausstellung beigesteuert hat. Besondere Exponate sind ferner eine Höhlenkrippe und eine Passionskrippe, die nicht das Geschehen um Christi Geburt, sondern die Leidensgeschichte Jesu thematisiert. Oder auch eine Krippe, in der Ochs und Esel nicht als Holzfiguren vorhanden sind, sondern als Relief-Darstellung an der Innenwand des Stalls. Modern, witzig und skandinavisch angehaucht ist eine Darstellung, in der alle Hauptfiguren Elche sind. Die Krippenfreunde Amberg stellen auch ihr Herbergskästchen im Stadtmuseum aus. Seit 1936 ist es laut Heldmann in Vereinsbesitz. Normalerweise wandert es in der Adventszeit von Familie zu Familie. Wegen Corona wird heuer dieser Brauch ausgesetzt. Und so hat das Herbergskästchen in einem Schaukasten im ersten Obergeschoss des Museums seine Herberge bis Lichtmess gefunden.

Fatschenkindl und Sühnealtar
Ein Fatschenkindl, ein Sühnealtar, der eine Nachbildung des Hochaltars in der Basilika St. Martin ist, und Krippen im Miniatur-Format runden die Leistungsschau talentierter Krippenbauer und passionierter Krippensammler ab. Weil das Stadtmuseum wegen Corona definitiv bis Sonntag, 10. Januar, zu ist, verlegen Museumsleiterin Julia Riß, wissenschaftlicher Mitarbeiter Michael Herzog und die Krippenfreunde die Ausstellung in die virtuelle Welt, veröffentlichen auf Youtube und Facebook Videos, Interviews und besondere Fotos. Riß sieht darin einen besonderen Reiz: Den Betrachter trennt keine die Krippe schützende Scheibe vom weihnachtlichen Geschehen, der Fokus lässt sich besser auf besondere Blickwinkel und sonst verborgene Details legen. Außerdem wartet das Stadtmuseum mit einem Adventskalender auf: Bis 24. Dezember öffnet sich auf der Homepage (www.stadtmuseum-amberg.de) täglich ein Krippenfensterl.

Text: Kristina Sandig

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Bilder: Wolfgang Steinbacher