Katholische Pfarrei
St. Georg
„In St. Georg so viel Gutes erfahren“
Der heilige Wolfgang ist Patron des Bistums Regensburg, das diesen nicht nur an seinem Gedenktag am 31. Oktober ehrt, sondern auch Ende Juni mit einer ganzen Festwoche. Ein Mann, der dabei im Mittelpunkt steht, hat einen Bezug zu Amberg.
Höhepunkt der Wolfgangswoche ist die Priesterweihe im Regensburger Dom. Heuer ist der Termin am Samstag, 27. Juni. Bischof Rudolf Voderholzer weiht drei Männer zu Priestern, darunter Benjamin Raffler aus der Pfarrei St. Emmeram in Regensburg. Er hat das ganze vergangene Jahr unter der Leitung von Dekan Markus Brunner in der Pfarrei St. Georg den praktischen Alltag eines Priesters und Seelsorgers kennen- und schätzengelernt. In St. Georg feiert er am Sonntag, 28. Juni, um 10 Uhr seine Primiz in der Georgskirche. Benjamin Raffler stellt sich der Amberger Zeitung in einem Interview.
ONETZ: Was hat Sie dazu bewegt, sich in den Dienst Gottes zu stellen?
Benjamin Raffler: Für mich war und ist immer wichtig, den Glauben als etwas Schönes, Wunderbares, Befreiendes und Aufbauendes zu leben, zu erleben und damit auch vorzuleben. Es bringt nichts, wenn ich hier übertreibe oder überheblich bin. Es ist wichtig, natürlich, authentisch und glaubwürdig zu sein. Und das Hineinstellen in den Dienst Gottes ist immer auch Dienst am Menschen, Dienst am Nächsten, Teilhabe am Leben.
ONETZ: Der Dienst als Priester und Seelsorger gilt als Berufung. Wie haben Sie diese Berufung erlebt?
Benjamin Raffler: So richtig Klick hat es bei meiner Firmung gemacht. Hier habe ich gespürt, dass es da noch mehr geben muss, und das wollte ich erfahren beziehungsweise finden. Auch eine Berufung wächst, sie reift, so entstehen die berühmten Berufungsgeschichten oder auch Berufungserlebnisse, nach denen man immer wieder gefragt wird. Man sollte immer gern davon erzählen, allerdings ohne missionieren zu wollen oder aufdringlich zu sein. Ich glaube, dass man zu einer Berufung immer wieder aufs Neue sein ganz persönliches Ja sagen und geben muss.
ONETZ: Welche Lebensstationen hatten Sie beim Eintritt in das Priesterseminar schon hinter sich?
Benjamin Raffler: Nach der schulischen Ausbildung in meiner Heimatstadt Duisburg habe ich Zivildienst geleistet, eine Berufsausbildung zum Vermessungstechniker schloss sich hier an. Ich habe dann auch einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet, bevor ich in ein Kloster eingetreten und so nach Regensburg gekommen bin. In den Jahren bin ich immer viel gereist, habe so schon viele Teile der Erde sehen und erleben können. Als großer Enthusiast der zivilen Luftfahrt habe ich viel Zeit als sogenannter Spotter, also als Beobachter, an Flughäfen verbracht. In der einen oder anderen Beziehung habe ich ebenfalls gelebt, so ist mir auch das nicht fremd. Mit dem Eintritt ins Priesterseminar habe ich mich aber nicht gegen dieses Leben entschieden, ich habe nur ein anderes Leben gewählt.
ONETZ: Was änderte sich in Ihrem Leben grundlegend mit dem Eintritt in das Priesterseminar?
Benjamin Raffler: Man lebt hier in einer größeren Gemeinschaft, mit vielen verschiedenen Einsichten, aber wir haben alle das gleiche Ziel, und das schweißt zusammen. Wir haben eine feste Tagesstruktur und auch verschiedene Dienste im Haus, die wir gewissenhaft ausführen. Ich war viele Jahre lang als Mesner in der Seminarkirche oder in der Hauskapelle aktiv. Wichtig ist, dass wir alle aufeinander aufpassen, uns austauschen und Zeit miteinander verbringen. Man kann sehr gut im Garten sitzen, miteinander reden, gern mal auch Spiele spielen oder einen Film gemeinsam schauen, und dabei darf ein kühles Bier auch nicht fehlen. Natürlich kann man sich nicht immer mit allen gut verstehen, aber wichtig sind gegenseitiger Respekt und Freundlichkeit.
ONETZ: Wurden Sie beim Studium und als Priesteramtskandidat in Ihrem Entschluss, sich in den Dienst Gottes zu stellen, bestärkt, oder kamen des Öfteren auch Zweifel auf?
Benjamin Raffler: Der Entschluss hat sich schon während des Studiums verstärkt. Aber ganz ehrlich, auch hier kann und sollte man zweifeln, denn das heißt, dass man sich konkret mit dem Glauben, mit Gott und mit seiner eigenen Berufung auseinandersetzt, und das wiederum ist gut und richtig. Und die Gemeinschaft fängt einen schon auf, denn, wie gesagt, wir passen aufeinander auf.
ONETZ: Nach der Wissenserweiterung beim Studium und dem Studienabschluss folgte das praktische Jahr in St. Georg unter der erfahrenen Leitung von Dekan Markus Brunner, in dem Sie den Alltag des Priesters und Seelsorgers hautnah erfahren durfte. Wie haben Sie die Praxis empfunden?
Benjamin Raffler: Die Praxis und die praktische Arbeit waren für mich immer abwechslungsreich und überaus interessant. In der Praxis konnte ich erlerntes Wissen umsetzen und anwenden. Für mich persönlich war es ein Segen und eine große Hilfe, dass ich in St. Georg mit Dekan Brunner einen wirklich guten, erfahrenen, verständnisvollen und großzügigen Praktikumspfarrer hatte, der mir viel gezeigt hat und bei dem ich auch vieles lernen konnte. Die Arbeit in der Pfarrei, die sehr vielfältig ist, hat mich bestärkt, meinen Weg weiterzugehen. Ich konnte hier in St. Georg so viel Gutes erfahren, erleben und erlernen. Die vielen guten Gespräche im Pastoralteam oder in den Gruppierungen der Pfarrei haben mich bestärkt, die spontanen Gespräche im Pfarrbüro oder draußen haben mich motiviert, Priester und Seelsorger zu werden.
ONETZ: Was bedeutet für Sie Nachfolge Jesu und wie möchten Sie diese als Kaplan und späterer Priester und Seelsorger leben?
Benjamin Raffler: Die Nachfolge Jesu ist nicht nur als Priester möglich, jede und jeder Getaufte ist hier ge- und berufen, in die Nachfolge zu treten. Für mich bedeutet sie nicht, mich zu verbiegen oder zu verstellen. Nachfolge bedeutet für mich, Jesus Christus, Gott, in das Leben, in den Alltag und zu den Menschen zu tragen, und das immer authentisch, glaubwürdig und menschlich. Als Kaplan beziehungsweise dann als Priester möchte ich den Menschen das Reich Gottes nahebringen und es mit ihnen schon auf Erden aufbauen. In den Sakramenten möchte ich mit den Menschen Gott loben und feiern. Und es ist mir ein Anliegen, die Menschen mit Gott zu versöhnen. Auch ich sehe den Priester als Mit-Erbauer des Reiches Gottes auf Erden, daher ist es besonders wichtig, dass ich den Menschen authentisch, glaubwürdig und normal begegne, jedem gleich. Den Menschen Gott nahebringen, gerade und vor allem in den Sakramenten, aber auch im täglichen Umgang miteinander, ihnen von Gott erzählen, mit den Menschen Gott loben.
ONETZ: Auf was freuen Sie sich in Ihrem neuen Lebensabschnitt am meisten?
Benjamin Raffler: Ich freue mich natürlich auf die vielfältigen Aufgaben, denn hier bin ich als Priester und Mensch gefordert. Im Positiven. Ich freue mich auf die Menschen, auf die Gottesdienste und Feierlichkeiten in der Pfarrei. Doch freue ich mich auch darauf, die Menschen zu begleiten, ihnen Wegbegleiter zu sein beziehungsweise sein zu können. Und natürlich freue ich mich auf die Arbeit in der schönen Diözese Regensburg, die mir eine neue, besser meine neue Heimat geworden ist.
ONETZ: Wie sind Sie auf ihren Primizspruch gekommen? Welche Bedeutung hat er für Sie?
Benjamin Raffler: Der Primizspruch „Mein Herr und mein Gott“ aus dem Johannesevangelium (Johannes 20,28) hat mich schon immer fasziniert und auch begleitet, weiter ist es für mich das Ur-Credo schlechthin, ein erstes Glaubensbekenntnis. Den Satz sagt Apostel Thomas, er wird auch der ungläubige Thomas genannt, weil er erst sichtbare Zeichen und Beweise für die Auferstehung Jesu brauchte. Und irgendwie steckt ja auch in uns selbst immer wieder ein kleiner ungläubiger Thomas.
Priesterweihe und Festmesse zur Primizfeier per Live-Stream verfolgen:
Mit der Primiz von Benjamin Raffler steht der Pfarrei St. Georg am Sonntag, 28. Juni, um 10 Uhr in der Georgskirche ein großes Ereignis bevor. Die Bedeutung einer Primiz erklärt die Weisheit der Alten: „Eine Primiz ist es wert, ein Paar Schuhsohlen durchzulaufen.“ Die Pfarrei St. Georg ist unter der Leitung von Dekan Markus Brunner laut eigenen Angaben in der glücklichen Lage, seit nunmehr 13 Jahren Priesteramtskandidaten in ihrem letzten Jahr vor der Priesterweihe ein Feld für die seelsorgliche Erprobung zu bieten.
Mal von den unzähligen Kaplänen abgesehen, die bei Dekan Brunner in die Lehre gegangen sind, kann er mittlerweile auf eine stattliche Anzahl von Praktikanten beziehungsweise Diakonen blicken, die unter seinen Fittichen ihre ersten Schritte in der Pastoral gemacht haben. In ihrer Praktikumspfarrei haben die Neupriester zwar ihre sogenannte Nachprimiz begangen, nachdem sie zuvor in ihrer Heimatpfarrei ihre erste heilige Messe gefeiert hatten. Eine Primiz war so für St. Georg auf absehbare Zeit nicht denkbar, da sich ja aus der Pfarrei derzeit kein Theologiestudent auf das Priesteramt vorbereitet.
Dass Benjamin Raffler seine erste heilige Messe in St. Georg feiert, hat laut Markus Brunner einen simplen Grund: „Zur Heimatpfarrei in Duisburg besteht nur noch ein loser Kontakt, dafür ist er schon zu lange in Regensburg.“ Und zur Regensburger Pfarrei St. Emmeram, in dessen Gebiet das Priesterseminar liegt, habe Benjamin Raffler keinen Bezug; hat er doch die Studienzeit im Priesterseminar verbracht und eben nicht in der Pfarrgemeinde.
Deshalb hat ihm Dekan Brunner angeboten, in St. Georg seine Primiz zu feiern. Diesen Vorschlag habe Raffler gern angenommen. Benjamin Raffler war ein ganzes Jahr in St. Georg, hat sich dort nach eigenem Bekunden sehr wohl gefühlt und ist in den vergangenen zwölf Monaten einer von den Georgianern geworden. So sei seine Freude über seine Priesterweihe und seine Primiz auch eine Freude für die Pfarrgemeinde St. Georg. Brunner: „Es ist uns eine Ehre, ihm die Primiz ausrichten zu dürfen.“ Als geistliche Ausrichtung auf die Priesterweihe und Primiz diente die Messfeier am Mittwoch dieser Woche. Hauptzelebrant und Prediger war der letztjähriger Diakon, Kaplan Johannes Spindler aus Neustadt an der Donau. Trotz Corona werde die Pfarrei St. Georg auf einen gewissen Grad an Festlichkeit bei der Ausrichtung der Primiz nicht verzichten. Die Messe am Sonntag, 28. Juni, beginnt um 10 Uhr. Neben dem Volksgesang wird die Festmesse von Kataryna Menges (Orgel), Sandra Weiß (Gesang) und Laura Peter (Geige) feierlich umrahmt. Da in der Kirche jedoch nur eine beschränkte Anzahl an Sitzplätzen zur Verfügung steht, ist für die Primizmesse eine telefonische Anmeldung beim Pfarramt unter Telefon 0 96 21 / 493 50 erforderlich. Die Kollekte ist für den Primizianten bestimmt. Wer für die Festmesse keinen Platz in der Kirche erhält, kann sie per Livestream mitverfolgen. Auf der Startseite der Homepage (www.amberg-st-georg.de) einfach auf den Link zum Live-Stream klicken und schon sind die Gläubigen mit dabei!
Die Priesterweihe von Benjamin Raffler kann am Samstag, 27. Juni, um 8.30 Uhr im Dom zu Regensburg ebenso mitverfolgt werden.
Auf der Homepage der Diözese www.bistum-regensburg.de wird ein Live-Stream geschaltet.
Benjamin Raffler aus Duisburg verbrachte ein Jahr in der Pfarrei St. Georg.
Am Samstag steht die Priesterweihe im Regensburger Dom auf dem Programm, am Sonntag die Primiz in Amberg.
Bild und Bericht: Frau Schütz